Herausfordernde Jahre
Mehr Teammeldungen - doch ein großes Aber
17.09.2025 - Jugendfußball steht vor herausfordernden Jahren! Wie entwickelt sich eigentlich der Jugendfußball in der Region Fulda? Gar nicht so einfach, diese Frage kurz und knapp zu beantworten. Schauen wir also mal etwas ausführlicher darauf.
Teammeldungen
Manchmal hilft es, Zahlen sprechen zu lassen. Und diese weisen zumindest im Fußballkreis Fulda durchaus auf eine positive Entwicklung der Gesamtsituation im Jugendfußball hin. Wie im vergangenen Jahr hat die Zahl der Mannschaftsmeldungen zugenommen, die damit wie in der Vorsaison Werte von vor der Corona-Pandemie überschritten haben. Von A- bis G-Junioren sowie im Bereich der B-Juniorinnen nehmen 272 Teams am Spielbetrieb teil.
Allerdings sollte man sich angesichts der Zahlen nicht zu Jubelsprüngen hinreißen lassen. Dass es im Bereich der F-Junioren nämlich eine Verdoppelung der Mannschaftsmeldungen seit der Saison 2021/22 gibt, hat nicht nur mit geburtenstarken Jahrgängen um die Jahre 2015 bis 2018 zu tun. Vielmehr wird in den jüngsten beiden Altersklassen (F- und G-Junioren) seit einiger Zeit Kinderfußball angeboten. Gespielt wird im drei gegen drei, es braucht also deutlich weniger Leute, um eine Mannschaft zu stellen.
Stadt schlägt Land
Dass die Zahlen im Kreis Fulda rund um die Domstadt steigen, ist positiv – in den anderen drei der Region zugehörigen Kreise Schlüchtern, Lauterbach/Hünfeld und Hersfeld/Rotenburg ist die Zahl der Mannschaftsmeldungen aber leicht rückläufig. Ein Problem der Population, aber auch der zunehmend größer werdenden Spielgemeinschaften in ländlichen Gebieten. Jugendspielgemeinschaften bestehen mitunter aus mehr als zehn Stammvereinen, so dass es gerne mal 20 Minuten dauern kann, um sein Kind innerhalb der eigenen JSG von Dorf zu Dorf zu fahren.
Dropout-Quote
Während die Mannschaftsmeldungen im Bereich der E-Junioren in allen vier Kreisen steigen – was sowohl mit der positiven Rückmeldung des Kinderfußballs als auch den starken Geburtenjahrgängen zu tun haben dürfte –, bleibt die „Dropout-Quote“ im Übergang von den C- zu den B-Junioren ein riesengroßes Problem. Rund 25 Prozent weniger Mannschaften gibt es bei den B-Junioren im Vergleich zu den C-Junioren, die Quote war in den vergangenen Jahren sogar noch höher. Gerade wenn das Thema Schulabschluss immer näher rückt, gehen zu viele Jugendliche dem Fußball verloren.
Problembekämpfung
Die Region Fulda ist so etwas wie ein Vorreiter in Hessen, was Pilotprojekte anbelangt, um Kindern und Jugendlichen durch Angebote zur Flexibilisierung des Spielbetriebs die Chance am Fußballspielen zu ermöglichen:
Das Niedertiefenbacherer Modell sieht vor, bis zu drei ältere Spieler in der nächst niedrigeren Altersklasse mitspielen zu lassen. Kreismeister werden oder ein Aufstiegsrecht wahrnehmen können diese Mannschaften zwar nicht – dafür hilft es kleineren Vereinen oder Jugendspielgemeinschaften, überhaupt am Spielbetrieb teilzunehmen und Kindern die Chance aufs Fußballspielen anzubieten.
Dafür sorgt auch das Norweger Modell. Wenn nicht genügend Spieler mit von der Partie sein können, besteht die Möglichkeit, statt eines elf gegen elf im Bereich der A- bis C-Junioren im neun gegen neun gegeneinander zu spielen – oder darunter im sieben gegen sieben statt neun gegen neun. Im Bereich der A-Junioren-Kreisklasse haben von vornherein fünf von acht Mannschaften nur für das Neunerfeld gemeldet.
Fazit
Fuldas Regionalbeauftragter Andreas Kapelle sieht insbesondere die Vereine in der Pflicht: „Es ist definitiv noch so, dass wir gerade im Übergang zu den B-Junioren zu viele Jugendliche verlieren. Die Vereine sind gefordert, die Spieler bei Laune zu halten und dafür zu sorgen, ihnen Spaß am Fußball zu vermitteln.“ Obwohl die Zahlen der Mannschaftsmeldungen inzwischen ähnlich oder sogar besser als vor der Corona-Pandemie sind, hat Kapelle eine Problematik festgestellt: „Die Gesellschaft hat sich, was die Themen Hobbys und Ehrenamt betrifft, seitdem dramatisch verändert. Das stelle ich nicht nur beim Fußball fest“, sagt der Regionalbeauftragte, der es grundsätzlich begrüßt, wenn Vereine wie der Hünfelder SV künftig eigenständig Jugendarbeit betreiben wollen – und nicht mehr als Teil des JFV Hünfelder Land: „Als Region und Kreis sind wir über jeden froh, der eigenständig Jugendarbeit betreibt. Wichtig ist bei dem ganzen aber auch, dass man die Basis, also die Breite nicht vergisst.“
(Quelle: torgranate.de »)