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0:40 in der E-Jugend

Frustrierte Kinder: 0:40 in der E-Jugend

40:0 – ein Ergebnis, das weder dem Sieger noch dem Verlierer Spaß bereitet. Bild: 2025 © JSG Künzell

11.09.2025 - 0:40 in der E-Jugend - Da fehlen ein die Worte: Heftige Pleite bei Jugendspiel sorgt für Entsetzen. Ein aberwitziges Ergebnis in einem E-Jugendspiel in Mainz sorgt für Verwunderung, Diskussionen und Kritik. So macht Fußball weder den Gewinnern noch den Verlierern Spaß. Der Verband arbeitet bereits an Anpassungen für die nächste Saison.

Freud und Leid liegen im Fußball oft nah beieinander. Doch als die E-Jugend-Partie zwischen dem TSV Ebersheim und der SG Harxheim/Gau-Bischofsheim abgepfiffen wurde, gab es weder hüben noch drüben zufriedene Gesichter. Mit 40:0 hatten die Ebersheimer das Spiel der Qualifikationsrunde gewonnen, bei gerade einmal 50 Minuten Spielzeit.

"Das ist grausam. Du kannst ja nichts machen, du kannst sie ja gar nicht beschützen oder einstellen. Du hast einfach keine Chance. Du siehst einfach den Frust und die Enttäuschung", sagte Harxheims Trainer Alexander Link im Gespräch mit SWR Sport über die bitteren Momente für sein Team. Besonders für den Keeper der Harxheimer war es eine schlimme Erfahrung. "Du siehst es an den nassen Augen. Für unseren Torwart ist es absolut furchtbar gewesen. Das macht einen zornig".

Beide Trainer betonen derweil, dass die Teams jederzeit fair und respektvoll miteinander umgegangen seien. Die Harxheimer bemühten sich in großem Maße gegen den übermächtigen Gegner, die Ebersheimer spielten ihre Überlegenheit aus. Aus Rücksichtnahme auf den ein oder anderen Treffer zu verzichten, verbiete der sportliche Leistungsgedanke. Auch da waren sich die Übungsleiter einig.

Kann "viel kaputt machen im Kopf der Kinder"
Möglich macht solche Ergebnisse die wieder eingeführte Qualifikationsrunde in dieser Altersklasse. Sie birgt allerdings einen Kardinalfehler. Statt ambitionierte Teams aus dem älteren Jahrgang sich um Plätze in der (obersten) Kreisliga messen zu lassen, wurden alle Teams in einen Topf geworfen.

Für Ebersheims Trainer Mike Seckert ist es "total der falsche Weg". Es seien zwar nur fünf oder sechs Qualifikationsspiele, aber: "In diesen Spielen kann man so viel kaputt machen im Kopf der Kinder. Da fehlen mir die Worte."

Wer zweimal absagt, wird gesperrt
Ein zusätzliches Problem: Spiele abzusagen, um derart deutliche Klatschen zu vermeiden, ist für unterlegene Teams wie die E2 von Harxheim/Gau-Bischofsheim nicht wirklich eine Option. "Wenn man zweimal absagt, dann wird man gesperrt bis zum Sommer 2026. Dann hätten wir auch in der unteren Klasse nicht antreten dürfen", so Link. Dabei seien seine Kinder im Schnitt etwa eineinhalb Jahre jünger als die der Ebersheimer gewesen.

Frust, Wut und Kritik von allen Seiten: Die Einführung der Qualifikationsrunde war von den Vereinen mehrheitlich beschlossen worden, der Südwestdeutsche Fußballverband (SWFV) setzte also einen Wunsch der Klubs um. Dass die Qualifikation in dieser Form nicht mehr durchgeführt werden kann, sieht auch der SWFV so. "Wir haben Neuland betreten", so Jürgen Schäfer, Vorsitzender des Verbandsjugendausschusses, im Gespräch mit SWR Sport. Im Fußballkreis Mainz-Bingen, gingen zudem besonders viele Mannschaften an den Start, was für punktuell noch größere Unterschiede in der Leistungsfähigkeit sorge.

Schäfer kündigte eine Aufarbeitung der Erfahrungen rund um die Qualifikation Ende Oktober an. Schon zu Beginn des Jahres 2026 soll dann eine tragfähige Lösung für zukünftige Spielzeiten vorgestellt werden. Ein Ansatz laut Schäfer: Nur noch für die Kreisliga gemeldete Mannschaften spielen eine Qualifikation, falls mehr als die Höchstzahl von 14 dabei sein wollen. Alle anderen Vereine melden für erste oder zweite Kreisklasse. Konkret sähe das dann so aus: 20 Mannschaften melden für die Kreisliga. Am Ende bilden in der Verbandsrunde die zehn Besten eine "Kreisliga A", die restlichen eine "Kreisliga B".

Kindern hilft ein 5:5 viel mehr
Das ist noch Zukunftsmusik: So stehen sich nun bis Oktober Mannschaften gegenüber, die mit völlig anderen Voraussetzungen an den Start gehen. Ambitionierte Teams, die es auch mal mit dem Nachwuchs von Bundesligaklubs aufnehmen gegen neuformierte, mit Anfängern durchsetzte Auswahlen. Fußballerisch bringt es die einen nicht weiter, den anderen wird schlicht die Freude am Spiel genommen.

"Was soll ich denn meinen Kindern beibringen, wenn sie zweistellig gewinnen", sagte Seckert. "Ein Ergebnis wie ein 5:5 oder ein 8:7, da haben die Kinder doch viel mehr davon. Da herrscht doch ein ganz anderer Kampfgeist, als wenn ich sehe, dass ich machen und tun kann, was ich will."

Immerhin: In der kommenden Saison soll die Qualifikationsrunde entsprechend angepasst werden, um Ergebnisauswüchse wie in diesem Jahr zu vermeiden. In Ebersheim, Harxheim und Gau-Bischofsheim werden sie das gerne hören. Und hoffen, dass die Kinder bis dahin nicht die Lust am Kicken verloren haben.

(Quelle: swr.de »)

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